Routinen führen in die Knechtschaft, sagen die einen. In die Freiheit, sagen die anderen. Argumente gibt es auf beiden Seiten. In diesem Text werde ich aber nicht debattieren, sondern lediglich aufzeigen, warum Routinen so wichtig für mich sind.
Es gibt zwei Gründe: a) es macht mein Leben ruhiger und b) es erhöht meine Produktivität.
Und das ist für mich ein Teil der Freiheit.
Freiheit ist ein grosses Wort. Aber wenn ich mir das genauer ansehe, dann muss ich feststellen, dass es stimmt, zumindest für mich.
Wovon ich freier bin:
- Freier von Unruhe
- Freier von Ängsten
- Freier von Ungeduld
- Freier von Gedankenzwang
Die falschen Routinen sind das Problem
Alltag und Langeweile
Zwei Aussagen, die ich im Zusammenhang mit Routinen immer wieder höre:
- Routinen funktionieren gut, bis sie mich langweilen
- Routinen funktionieren gut, bis mich der Alltag einholt
Manchmal klappt es für ein paar Tage, selten für ein paar Wochen. Niemals aber für Monate, geschweige Jahre.
Ist das nicht frustrierend? Natürlich ist es das.
Aber hast du jemals hinterfragt, warum dich Routinen langweilen? Und weshalb du aufhörst?
Zu den besten Fragen gehört die Frage nach dem Grund. Warum höre ich ständig auf? Weshalb langweilt mich etwas?
Fragen stellen ist enorm wichtig. Immer.
Das Leben ist ein konstantes Ausprobieren und Lernen. Immer und immer wieder. Machen und Reflektieren. Action und Nachdenken. Routinen sind da keine Ausnahme.
Genial vs. Gefährlich
Vier Aspekte, wie eine Routine zustande kommt:
- Unbewusst
- Verpflichtung
- Soziale Gründe
- Eigener Antrieb
Unbewusst
Du hast keine Ahnung, dass du eine Routine ausführst. Abends machst du das immer gleiche Programm: Erst die Kinder ins Bett bringen, dann mit dem Handy aufs Sofa sitzen und schliesslich den TV einstellen.
Verpflichtung
Du machst etwas für jemanden, weil du "musst". Du bist in einem Unternehmen angestellt und bekommst Lohn. Daher übernimmst du jede Aufgabe, die man dir aufträgt.
Soziale Gründe
Jeden Freitag gehst du abends aus. Nicht, weil du unbedingt möchtest. Auch nicht, weil du musst. Sondern aus sozialen Gründen. Diese Routine ist auf das Zugehörigkeitsgefühl zurückzuführen. Es ist das, was den Menschen ausmacht. Tief im Inneren spüren wir, dass wir Zeit mit anderen Menschen verbringen wollen, ob es passt oder nicht.
Eigener Antrieb
Du verfolgst eine Routine, weil es dein tiefster Wunsch ist. Deine Visionen, Ziele und Projekte werden erfüllt, weil du deine Routinen daran koppelst.
Was fällt dir bei den vier Aspekten auf?
Es geht nicht um schlecht oder gut, sondern darum, die eigenen Routinen besser zuordnen zu können.
Wie viele deiner Routinen ordnest du dem letzten Punkt zu? Mit anderen Worten: Wie viele deiner Routinen führst du aus, weil es dein tiefster Wunsch ist?
Eine, zwei, drei, keine?
Sei ehrlich. Sich etwas Vormachen nützt niemandem.
Nochmals: Es geht nicht um gut oder schlecht, sondern um bewusst vs. unbewusst.
Vielleicht spürst du jetzt Ärger oder Erleichterung. Wie auch immer, nehme es an und verurteile es nicht.
Schau, Verpflichtungen sind nichts Schlechtes. Und dasselbe gilt für soziale Gründe. Solange du diese - und das ist entscheidend - bewusst gestaltest.
Routinen haben grosse Auswirkungen
Wenn du eine ungesunde Routine jeden Tag unbewusst machst, wirst du irgendwann leiden. Machst du dagegen eine gesunde Routine jeden Tag bewusst, wirst du irgendwann davon profitieren.
Ob du abends Chips isst oder eine Tasse Tee trinkst, macht langfristig einen Unterschied. Oder ob du morgens deine Social-Media-Kanäle überprüfst, anstatt deinen Tag zu planen, auch das macht langfristig einen Unterschied.
Siehst du das ein?
Merke dir:
- Ungesund + unbewusst = leiden
- Gesund + bewusst = geniessen
Wie du vielleicht schon gemerkt hast, sind es nicht Routinen per se, welche dich zu einem ruhigeren Leben führen, sondern die richtigen, die für dich passenden. In anderen Worten: Persönliche Routinen.
Produktiv kannst du mit irgendeiner Routine sein. Ruhig nur mit der für dich passenden.
Überwinde deine "Faulheit"
Du bist nicht faul, auch wenn du das tausendmal gehört hast. Du brauchst eine für dich passende Routine.
Nun fragst du dich bestimmt, welche Routinen du etablieren sollst? Und wie du vorgehen musst?
Folge diesen fünf Schritten. Wenn du diese umsetzt, wirst du deine Faulheit überwinden und dein Selbstbewusstsein stärken.
Hier die fünf Schritte:
- Finde heraus, was du wirklich willst
- Entscheide dich für eine Sache
- Verstehe die Basics von Routinen
- Finde einen passenden Auslöser für diese eine Routine
- Lege fest, was du in der Routine genau machst
1) Finde heraus, was du wirklich willst
Was ist dir wichtig? Denke an deine wichtigsten Ziele. Und wenn du das nicht beantworten kannst, dann finde es heraus.
Solange du nicht weisst, was dir wichtig ist, lohnt es sich auch nicht, eine Routine zu etablieren.
Es geht auch gar nicht. Sobald du versuchst, eine Routine zu etablieren, wirst du eine wichtige Frage beantworten müssen. Sie lautet: Was willst du eigentlich?
Vielleicht erlebst du gerade einen Aha-Moment?
Im Sinne von: Aha, jetzt wird mir bewusst, weshalb ich ständig irgendwelchen Verpflichtungen nachgegangen bin, weshalb ich ständig sozialen Kontakt gesucht habe, und weshalb ein Grossteil meines Lebens automatisch, also unbewusst, abgelaufen ist!
Du kannst kein eigenes Haus bauen, wenn du nicht weisst, wie es aussehen soll. Stimmts es? Dann lieber an einem fremden Haus mithelfen, damit ich wenigstens beschäftigt bin.
Wenn du mehr zu diesem Thema lesen möchtest, schaue in meinen älteren Newsletter nach, da wirst du etwas dazu finden.
2) Entscheide dich für eine Sache
Nun, da du weisst, was du willst, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass du zu viel willst. Ist es nicht so?
Du musst aber mit einer Sache starten. Beginne mit einer Routine.
Als ich angefangen habe, mehr über mein Leben nachzudenken, habe ich bald gemerkt, dass ich mehr Wünsche und Ideen habe, als ich jemals in meinem Leben umsetzen könnte. Zunächst hat mich das ziemlich eingeschüchtert. Und entmutigt, ehrlich gesagt.
Allerdings kam ich auch schnell zur Erkenntnis, dass langes Nachdenken und Aufschieben die Sache auch nicht besser macht.
Die einzige Wahl, die ich hatte, war, mich zu entscheiden und mit-was-auch-immer zu beginnen.
3) Verstehe die Basics von Routinen
Routinen funktionieren ähnlich wie Gewohnheiten. Im Wesentlichen braucht es folgende drei Komponenten:
- Auslöser
- Routine
- Belohnung
Hier zwei Beispiele:
Bsp. 1:
- Auslöser = Sonntagabend nach dem Abendessen
- Routine = Woche planen anhand Checkliste
- Belohnung = Ruhe, weil Klarheit für die kommende Woche
Bsp. 2:
- Auslöser = Nachdem ich meine Tochter in den Kindergarten begleitet habe
- Routine = Gesunde Lebensmittel einkaufen
- Belohnung = Voller Kühlschrank mit gesunden Lebensmitteln
Wie du siehst, ist eine Routine zu etablieren halb so wild. Es braucht wirklich nicht viel.
4) Finde einen passenden Auslöser für diese eine Sache
Welche Sache möchtest du machen?
Hier ein Beispiel von mir.
Mein Wunsch ist es, weniger impulsiv zu werden und achtsamer zu sein. Ich möchte mich also im Bereich der Emotionen und Psychologie verbessern. In anderen Worten: Ruhiger werden.
Da Meditation nicht nur im Trend ist seit einigen Jahren, sondern längst auch wissenschaftlich untersucht, entscheide ich mich dafür.
Wann könnte ich meditieren? Ich brauche ganz klar einen Auslöser. Ansonsten werde ich keine Minute meditieren. Also überlege ich.
Ich erinnere mich an den Tipp, den ich einmal gelesen habe: Finde etwas, was du ohnehin machst, und kopple die neue Gewohnheit oder Routine an die alte.
Voilà.
Da ich jeden Tag Sport mache (Montag bis Freitag), werde ich nach jedem Training eine Meditationssitzung machen. Und schon habe ich meinen Auslöser bestimmt.
5) Lege fest, was du in der Routine genau machst
Nehmen wir mein Beispiel von oben: Meditation.
Nun, da ich weiss, wann ich meditieren möchte, bleibt die Frage, wie. Es gibt tausend Möglichkeiten.
Sport ist nicht gleich Sport. Schwimmen, Fussball und Golf sind alles Sportarten. Dasselbe beim Meditieren, wenn auch weniger extrem. Es gibt verschiedene Arten, zu meditieren.
Mit Musik oder ohne? Im Schneidersitz oder liegend? An die Wand angelehnt oder ohne Rückenlehne? 15 oder 20 Minuten? Fragen um Fragen ...
Wenn du zu viele solche Fragen unbeantwortet lässt, zehrt das an deiner mentalen Energie. Es ist eine Belastung, weil du dich noch nicht entschieden hast.
Der Grund, warum wir genau festlegen sollten, was wir in der Routine machen wollen, ist ganz einfach. Wir wollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wir die Routine tatsächlich auch durchführen.
Wie bei Gewohnheiten sollten Routinen möglichst reibungslos durchgeführt werden können. Wenn wir jedes Mal erst hundert Fragen klären müssen; wie, wo, was und wann, dann werden wir die Routinen nur selten durchführen.
Routinen eines der wichtigsten Tools für mehr Ruhe und Produktivität
Was Routinen konkret bringen:
- Wichtige und persönliche Ziele wie automatisch umsetzen
- Mehr Ruhe, Energie und Zeit in Freizeit
Ohne Routine hätte ich nie 70 Newsletter geschrieben. Ich hätte auch nicht so viele Bücher gelesen oder Interviews für meine Recherche geführt.
Mir ist es lieber, einer "langweiligen" Routine zu folgen, wenn ich beim Abendessen mit meiner Familie dafür präsent sein kann. Weil ich weiss, dass ich die für mich wichtigen Angelegenheiten erledigt habe. Ich muss mich abends, wenn ich im Bett liege, nicht darüber ärgern, dass ich prokrastiniert habe.
Finde deine Routinen
Bevor du damit beginnst, neue Routinen zu etablieren, halte deine aktuellen Routinen fest. Dadurch erhöhst du dein Bewusstsein.
Sind diese gewollt oder unfreiwillig? Musst du das machen? Und warum?
Reflektiere und gewinne neue Erkenntnisse.
Und danach folge den fünf Schritten. Sie haben mir geholfen, und ich bin mir sicher, dass sie auch dir helfen.
Werde ruhiger und produktiver.
Routinen sind kein Selbstzweck.