Du möchtest dich lieber treiben lassen?
Gut.
Ich auch.
Vorher aber möchte ich wissen, ob die Richtung für mich stimmt. Vielleicht stinkt der Fluss, und ich habe keine Lust, mich darin treiben zu lassen.
Affenkäfig

Viele Menschen glauben genau zu wissen, was sie wollen. Sie sind frei, wie die Affen und Vögel im Amazonas.
Doch wenn sie herauszoomen, erkennen sie, dass das nicht stimmt.
Sie sind nicht frei. Sie sind gefangen in einem grossen Käfig.
Und das Lachen vergeht ihnen.
Es gibt Dutzende Filme dazu; The Truman Show, Matrix usw.
Warum schreibe ich das? Ganz einfach. Ich möchte den Elefanten im Raum benennen.
Apropos Elefanten.
3 faszinierende Studien
Was ich mit diesen drei Studien zeigen möchte:
- Denke nicht, dass du alles weisst
- Glaube nicht, was du alles denkst
- Du holst nicht dein maximales Potenzial heraus
Elefanten
Elefantenbabys werden an Ketten gelegt, damit sie nicht weglaufen. Wenn sie grösser werden, braucht es keine Ketten mehr, ein dünnes Seil genügt.
Warum?
Der Elefant erinnert sich an seine Zeit als Baby, als er vergeblich versucht hat, sich von der Kette zu reissen.
Der Elefant hat es zwar als Baby oft versucht, aber irgendwann aufgegeben.
Psychologen nennen das "Erlernte Hilflosigkeit".
Der Elefant könnte sich als Erwachsener losreissen, aber er weiss nicht, dass er es könnte.
Tragisch, oder?
Flöhe
Ok, ich verstehe, was du jetzt denkst: was zum ... Flöhe?
Ja. Immerhin sind Flöhe Lebewesen :)
Vielleicht nimmt man diese Studie nicht für bare Münze, im Sinne von: Das gilt absolut auch für Menschen.
Aber ich finde, es verdeutlicht den Einfluss von Aussen.
Jedenfalls haben Forschende beobachtet, dass man die Sprunghöhe von Flöhen über Generationen hinweg beeinflussen kann.
Und zwar hat man als Erstes die jeweilige Sprunghöhe einer Generation gemessen.
Dann den Deckel der Laborkiste niedriger gelegt. Sodass die Flöhe nunmehr eine maximale Sprunghöhe erreicht haben (wegen des Deckels).
Und schliesslich hat man beobachtet, dass die Flöhe, nachdem der Deckel eine Generation später wieder höher gelegt wurde, ihre alte Sprunghöhe nie mehr erreicht haben. Auch zukünftige Generationen haben das nicht mehr geschafft.
Affen
Wenn dir die ersten zwei Studien gefallen, dann wird dir auch diese gefallen.
Einer Affengruppe wurden Bananen auf einem Podest präsentiert.
Doch jedes Mal, wenn ein Affe versucht hat, nach der Banane zu greifen, wurde es mit Wasser bespritzt. Mit der Zeit wurden die Affen eins nach dem anderen ersetzt. Und jedes Mal wurden die neuen Affen von den anderen Affen davon abgehalten, nach der Banane zu greifen.
Warum? Wegen der Wasserdusche. So weit, so klug.
Jetzt aber kommt das faszinierende.
Irgendwann war kein Affe mehr im Raum, der die Wasserdusche selbst erlebt hatte. Dennoch hielten sie, obwohl sie eigentlich keine Ahnung hatten, einander alle davon ab, nach der Banane zu greifen.
Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich das klug oder dumm finden soll.
Wie auch immer. Ich liebe solche Studien. Du auch?
Phänomen Mensch
Es braucht aber nicht mal Studien. Es braucht auch keine Psychologen oder Soziologen. Nur unser Verstand.
Beobachte mal, was passiert, wenn alle in deinem Umfeld ein neues iPhone haben. Du willst automatisch auch ein neues.
Oder wir sehen Freunde, die heiraten, Kinder bekommen und in ein Haus ziehen, und zack, wollen wir das auch.
Das ist nicht per se schlecht. Aber wir sollten uns dessen bewusst sein.
Eine Studie der Universität Basel hat etwa gezeigt, dass ein Eigenheim weniger glücklich macht als erwartet.
Ich finde das mindestens interessant.
So, bist du noch immer davon überzeugt, dass du ganz genau weisst, was du willst und was du kannst?
Oder siehst du ein, dass die Gesellschaft (Familie, Schulen, Politik usw.) uns in einen Käfig gesetzt hat?
Das bedeutet nicht, dass unsere Eltern oder alle Politiker böse sind. Aber sie haben uns beeinflusst. Das ist eine Tatsache.
Wir sollten wieder mehr träumen.
Karriere ist nicht das Einzige
Vielleicht bist du glücklich in deiner Karriere. Ich meine, wirklich glücklich. Du fühlst es. Du ziehst positive Energie daraus. Jeden Tag.
Dann Gratulation. Du gehörst wahrscheinlich zur Minderheit.
Aber was ist mit den anderen Lebensbereichen?
- Emotionen
- Gesundheit
- Kinder
- Spiritualität
Hast du dir mal überlegt, welche Rolle du als Mutter oder Vater spielen möchtest? Oder was du genau meinst, wenn du sagst "Ich möchte gesünder leben"?
Wenn du das komische Fragen findest: wie lauten deine Antworten?
Vielleicht denkst du, es sei normal als Mutter, nonstop am Kind zu kleben? Oder du denkst, es sei normal als moderner Vater zwei Tage die Woche Zuhause mit den Kindern zu sein.
Nicht, dass ich eines von beidem verurteile, aber hast du dir wirklich Gedanken gemacht oder andere einfach nachgemacht?
Hast du dich treiben lassen, weil du es wolltest, oder wurdest du mitgerissen?
Höllenlärm im Affenkäfig
Die Welt ist eine gigantische Diskothek.
Es dröhnt aus tausend Boxen, jede einzelne so gross und breit wie Arnold Schwarzenegger.
Allerdings wird nicht nur schöne Musik gespielt, sondern auch Krieg, Hunger und Krankheit.
Wenn du dich davon nicht abgrenzt, dann wirst du gnadenlos in diesen Sog gerissen.
Und wenn du emotional nicht damit umgehen kannst, dann wirst du leiden. Und wenn du leidest, kannst du nicht zu dir finden. Und wenn du dich nicht findest, wirst du nie herausfinden, was du wirklich willst.
In kurz: Die Überreizung von Aussen hilft dir nicht, deinen Träumen näher zu kommen - ziehe dich zurück, grenze dich ab und finde dich.
Das gute Leben
Ich wollte schon immer ein gutes Leben. Das macht mich aber nicht einzigartig. Ich bin auch nicht der Einzige, der viele Interessen hat und neugierig ist.
Und es gibt noch etwas, was ich mit vielen Menschen teile: das Problem der zu vielen Interessen und Möglichkeiten.
Oft fühlte ich mich wie ein Kind in einem überfüllten Spielzeugladen, umgeben von Regalen voller bunter Möglichkeiten. Plötzlich mit einem Spielzeug in der Hand. Und die Frage: Woher kommt dieses Spielzeug?
Heute ist es zwar nicht anders mit den Interessen, Ideen und Wünschen. Aber da ich nun weiss, wo meine Werte und Prioritäten liegen, kann ich besser mit den Reizen umgehen.
Ich habe eine Art Filter für das gute Leben geschaffen.
1) Grenzen setzen und zurückziehen
Grenzen setzen zu können, ist eine Fähigkeit, die jeder Mensch lernen muss. Wer sich zurückziehen möchte, kommt nicht darum herum.
Grenzen setzen beschränkt sich nicht nur auf andere Menschen, sondern gilt auch für:
- Vergnügen
- Ablenkung
- Handy
- Arbeit
- News
Du musst stark sein und sagen: Hey, stopp, bis hierher, aber nicht weiter.
2) Kopf lüften
Die Ruhe wird dich erst mal unruhig machen. Aber keine Sorge, das ist normal. Denke daran, dein Hirn ist es sich nicht gewohnt, so wenig Reize zu haben. Die Unruhe ist eine Art Nachhallen.
Drei der besten Möglichkeiten, um besser mit der Ruhe umzugehen, sind:
- Massage
- Spazieren
- Meditation
Gehe an die frische Luft, ohne Handy, ohne nichts.
Und meditiere.
Beides ist kostenlos und erzielt eine grosse Wirkung.
Wenn du denkst, du hast keine Zeit, dann sage ich dir: Nimm sie dir.
Du kannst nicht reflektieren, ohne vorher den Kopf freizubekommen. Darum überspringe diesen Schritt nicht.
Rucksack leeren
Stell dir vor, dein Geist ist wie ein schwerer Rucksack voller Gedanken und Sorgen. Wenn du an die frische Luft gehst und meditierst, ist es wie, wenn du diesen Rucksack ablegst und barfuss am Strand entlangläufst. Die Gedanken werden leichter, die Sorgen schwinden.
Zweites Hirn
Und wenn du ständig Dinge im Kopf hast, etwa Aufgaben, Projekte oder Termine, dann ist es vielleicht Zeit, diese besser zu organisieren.
Wenn du das alles nämlich ständig im Kopf behalten musst, wirst du nie loslassen können.
Was du brauchst, ist ein zweites Hirn. Ein Ort, an dem du sämtliche Notizen, Einfälle, Projekte usw. festhältst. Und die Gewissheit, dass diese dort a) nicht verloren gehen, und b) dir die Übersicht geben, die du brauchst.
3) Schreiben und reflektieren
Reflektieren genügt nicht.
Du musst die Gedanken, Ideen und Wünsche (dein gutes Leben) auf Papier bringen.
Wer das gute Leben anstrebt, kommt nicht darum herum.
Es gibt Dutzende Möglichkeiten; hier die Schritte/Fragen, die mir helfen:
1. Wie sieht meine Situation aus?
2. Welchen Lebensbereich möchte ich angehen?
3. Wie denke ich über X?
4. Was will ich in X?
5. Warum will ich X?
6. Wie gehe ich X an?
Struktur hilft dir bei diesem Prozess. Wenn du nicht meine nutzt, nutze deine eigene, aber folge einem Prozess, der Sinn macht.
Aktuelle Situation
Wenn du deine Ausgangslage nicht kennst, kannst du auch kein Ziel anvisieren.
Die Ausgangslage einer Alleinerziehenden Mutter mit einem Kleinkind und einem Baby unterscheidet sich massiv von einem Rentner.
Du musst also deine Startposition kennen.
Lebensbereiche
Die wichtigsten Lebensbereiche:
- Emotionen
- Liebesbeziehung
- Karriere
- Gesundheit
- Kinder
Bewerte jede Kategorie mit einer Punktzahl zwischen 1 und 10. Das ist die einfachste und schnellste Methode, um herauszufinden, wo der Bedarf für Wachstum am grössten ist.
Wähle eine Kategorie aus.
Mehr zu den ersten zwei Schritten findest du im letzten Newsletter: Den Weg aus der Krise meistern (Übergang in 3 Schritten).
Ansicht
Nehmen wir an, du wählst Emotionen.
Nun, wie denkst du darüber? Denkst du, du kannst deine Emotionen steuern? Oder denkst du, dass du deinen Emotionen ausgeliefert bist?
Weisst du überhaupt, was mit Emotionen gemeint ist? Ich meine das nicht herablassend, sondern sachlich. Sind Emotionen Prozesse im Hirn, die einfach geschehen, oder kann ich das steuern? Ganz oder teilweise? Oder gar nicht?
Ja, ich weiss, das sind viele Fragen. Aber ich bin ein grosser Fan von Fragen, vielleicht ist es dir schon aufgefallen.
Also, wie ist deine Einstellung?
Wenn du denkst, dass sich die Familiendynamik verbessert, je höher deine emotionale Intelligenz ist, dann macht das einen positiven Unterschied. Richtig?
Dasselbe in die andere Richtung. Wenn du davon überzeugt bist, dass sich die Atmosphäre in der Familie nicht durch deine emotionale Intelligenz verbessern lässt, dann wirst du dich auch nicht darum kümmern. Richtig?
Schau, wir könnten hier richtig tief in die Psychologie gehen, aber das machen wir jetzt nicht. Stattdessen musst du nur wissen, dass deine Ansicht (also wie du über XY denkst) das Fundament bildet. Sowohl für den gesamten Lebensbereich als auch für ein einzelnes Ziel. Später wirst du auch verstehen, warum das so ist.
Übrigens: Ansicht, Meinung, Einstellung, Glaubenssätze, Überzeugungen usw. sind mehr oder weniger alles das Gleiche.
Ambition (was)
Das ist der Teil, der am meisten Spass macht. Hier kannst du träumen.
Nehmen wir an, du wählst Karriere.
Was willst du?
100 % oder 20 % Pensum? Draussen oder Drinnen? Leitest du ein Team oder arbeitest du als 1-Person-Unternehmen? Im Gesundheitsbereich oder auf einer Bank? Handwerklich oder intellektuell? Willst du dein Hobby zum Beruf machen oder lieber nicht?
Das schöne oder besser gesagt wertvolle am Schreiben ist, dass du Dinge "herausfindest", die du vorher nicht wusstest, aber bereits da waren.
Niemand wird dir je sagen, was deine Träume sind. Vertraue mir, schreibe einfach drauflos und du wirst erstaunt sein, was da alles so in dir schlummert.
Synonyme für Ambition sind Visionen, Ziele, Wünsche, Ideen und Träume.
Antrieb (warum)
Mit Ansicht und Ambition hast du das Fundament gelegt. Du weisst nicht nur, was du möchtest, sondern hast auch eine positive Einstellung dazu.
Mit Antrieb gehen wir der Frage nach, warum du Ambition XY verfolgst. Was ist deine Motivation?
Nehmen wir an, du wählst Liebesbeziehung.
Ambition = Ich werde die schönste und glücklichste Beziehung mit meinem Mann führen.
Ansicht = Ich werde es schaffen, die schönste und glücklichste Beziehung mit meinem Mann zu führen.
Ein möglicher Antrieb wäre: Ich möchte die schönste und glücklichste Beziehung zu meinem Mann führen, weil sich dadurch die Familiendynamik verbessert.
Dein Warum ist enorm wichtig.
Gute Gründe lösen eine Besessenheit in dir aus.
Deine Motivation ist so hoch, dass es nicht nur eine Frage des Wollens ist, sondern eine Frage des Müssens.
Ich muss XY, weil XY.
Ich muss auf meine Gesundheit achten, weil ich ein Vorbild für meine Kinder bin.
Verstehst du, wie wichtig dieser Punkt ist?
Action (wie)
Schliesslich handelst du.
Du setzt deine Ambitionen, Visionen und Ziele um.
Merke dir: Die vorangegangenen Schritte (Ansicht, Ambition und Antrieb) sind ohne Handlungen (Action) wertlos.
Umgekehrt jedoch ist es anders: Du kannst handeln, ohne dir Gedanken über deine Ansicht, Ambitionen und deinen Antrieb zu machen.
Oder sehe es so: Action (wie) ist die Umsetzung, nachdem du das Fundament mit den anderen Schritten gelegt hast.
Also, wenn du irgendetwas in deinem Leben verbessern möchtest, dann musst du früher oder später handeln. Belasse es nicht bei der Theorie.
Beispiele für Action:
- Ernährungsplan ausarbeiten
- Täglich 1 Seite schreiben
- Kinderaufsicht für Date Night organisieren
Es gibt Dutzende Bücher dazu, und wir könnten auch hier richtig tief gehen. Aber das machen wir in diesem Newsletter nicht, vielleicht in einem anderen.
Entdecke neue Möglichkeiten
Also, wenn du dein Leben verbessern möchtest, dann ziehe dich zurück, setze Grenzen und reflektiere.
Du setzt Grenzen, indem du dir klarmachst, was dich vom Nachdenken abhält. Sind es bestimmte Personen? Ist es das Handy? Denke nach. Und finde eine Lösung.
Dann lüftest du deinen Kopf. Etwa, indem du spazierst, meditierst oder dir eine Massage geben lässt.
Danach fängst du an, zu schreiben.
Entscheide dich für einen Lebensbereich. Erinnerst du dich? Emotionen, Liebesbeziehung, Karriere, Gesundheit usw.
Und merke dir:
- A.nsicht
- A.mbition
- A.ntrieb
- A.ction
Werde dir klar, wie deine Ziele lauten, wie du darüber denkst, was deine Gründe dafür sind, und wie du diese erreichen möchtest.
Wenn du das machst, wirst du eine komplett neue Seite von dir kennenlernen. Dieser Schreib- und Nachdenkprozess ist nicht nur wichtig, sondern auch der einzige Weg, um herauszufinden, was du wirklich willst. Es gibt keine Abkürzung.
Hier die Vorteile, wenn du dich zurückziehst und reflektierst:
- Verbesserte Selbstkenntnis
- Mehr Bewusstsein
- Verbesserte Lebensqualität
- Bessere Integration verschiedener Lebensbereiche
- Ausschöpfen des ganzen Potenzials
Mehr als Mittelmass
Vielleicht sagst du dir: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Nicht so schlimm, aber auch nicht perfekt, gerade ok."
Wenn das für dich so stimmt, dann ist das super. Ich möchte nur, dass du weisst, dass es mehr als Mittelmass gibt. Erinnerst du dich an die 3 Studien?
Oder vielleicht hast du auch folgenden Einwand: "Man weiss doch nie, was man wirklich möchte im Leben."
Ja. Gewissheit gibt es nie, aber es gibt eine Richtung, die du einschlagen kannst. Dein Nordstern.
Mir persönlich gibt dieser Nordstern Ruhe, Freude und Sinn. Nichts weniger.
Also, nochmals: Wie lauten deine nächsten Schritte?
Wähle einen Lebensbereich aus, gehe spazieren oder schreibe in ein Tagebuch, und reflektiere über diese 4 Ebenen (Ansicht, Ambition, Antrieb und Action).
Vielleicht ändert sich nichts. Vielleicht alles.