Das Leben ist wie das Meer. Manchmal steigen die Wellen hoch und es geht stürmisch zu und her. Manchmal bewegt sich das Wasser kaum und überall herrscht Ruhe.
Wenn du Zwillinge bekommst, dann sind das grosse Wellen. Wenn du Fieber hast, dann ist das eine kleine Welle. Aber weiche der Welle nicht aus, surfe darauf!
Die Wellen können wir jedoch nicht aussuchen. Es ist, wie es ist. Und wir müssen klar damit kommen.
Wir müssen uns auf die Lebensumstände einlassen, die Herausforderungen akzeptieren und das Beste daraus machen.
Das schlimmste, was wir machen können, ist zu sagen: Ich habe keine Zeit, und darum kann ich jetzt nichts machen; ich muss warten, bis meine Kinder gross sind, bis ich wieder gesund bin, bis ich diese Weiterbildung gemacht habe usw.
NEIN!
Die Welle verschluckt dich. Die Welle hat kein Bedauern mit dir. Sich 24/7 beschweren und inaktiv bleiben, ist das Todesurteil!
Es gibt eine Alternative: den unmodischen, aber wirkungsvollen Gedanken, sich von der Zeit nutzen zu lassen, indem man das Leben nicht als Gelegenheit betrachtet, seine vorbestimmten Erfolgspläne zu verwirklichen, sondern auf die Bedürfnisse seines Platzes und seines Augenblicks in der Geschichte reagiert. - S. 45, aus dem Buch 4000 Wochen: Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement
Füge dich, aber gebe nicht auf.
Hürden des modernen Lebens
Erschütterungen
Wenn eine Welle über einen einbricht, gibt es eine Erschütterung. Wer jemals von einer Welle verschluckt wurde, kennt das Gefühl der Überwältigung.
Aber es eröffnet neue Perspektiven. Und solche schärfen unser Bewusstsein, das wiederum Wachstum ermöglicht.
Meine grösste Welle in den letzten Jahren war die Geburt meines Sohnes. Und Corona. Also beides zusammen.
Und natürlich war nicht alles schlecht, aber eine schöne Zeit war es auch nicht.
Ich war ziemlich überfordert. Vielleicht weisst du, was ich meine.
Es war ein neuer Lebensabschnitt, der alles veränderte.
Die Krise hat mich dazu gezwungen, über mein Leben nachzudenken, wie ich es zuvor noch nie getan habe.
Vorher hatte ich gefühlt alle Zeit der Welt. Nach der Geburt auf einmal gar keine Zeit mehr.
Ein Gefühl der totalen Unfreiheit.
Trotzdem bin ich froh, hat mich diese Welle verschluckt. Denn die Geburt meines Sohnes war der Weckruf, den ich brauchte.
Nun, dass die Geburt eines Kindes ein Grossereignis ist, ist klar.
Es gibt aber noch andere Ereignisse, die erschüttern können.
Hier ein paar Beispiele:
- Corona
- Burnout
- Krankheit
- Scheidung
- ADHS Diagnose
- Vom Arbeitgeber entlassen werden
Und was hat das mit Zeit zu tun, fragst du dich jetzt vielleicht?
Wann immer solche Ereignisse passieren, brauchen wir mehr Energie und haben dadurch weniger Zeit.
Ungeduld
Wer Visionen und Träume hat, die vorangebracht werden wollen, ist ungeduldig.
Statt aber zu sagen, "es wäre schön, wenn ich daran arbeiten könnte", macht man sich Druck, indem man sagt, "ich muss daran arbeiten".
Das Problem ist jedoch, dass es immer zu wenig Zeit oder besser gesagt zu viele Dinge geben wird. Das gilt übrigens für alle Menschen und jede Situation. Egal, ob jemand Kinder, finanzielle Sorgen oder überhaupt keine Schwierigkeiten im Leben hat.
Überangebot
Stell dir zwanzig Handys vor, die auf dem Tisch liegen, und alle fangen gleichzeitig an zu piepsen! Welches Handy greifst du zuerst?
So fühlt sich Überangebot an.
Du kennst dieses Gefühl bestimmt.
Yoga-Retreats hier, Bücher und Kurse dort. Nicht nur klingt alles interessant, nein, oft löst es ein Gefühl des ich-muss-das-machen aus. Und ich meine nicht nur Materielles.
Ein Überangebot löst verständlicherweise auch Unruhe und Überforderung aus. Aber nur, weil wir zeitlich limitiert sind. Ohne Zeit gäbe es diesen Stress nicht.
Ohne Zeitdruck könnte ich warten, bis die Kinder gross sind, um mich dann um meine Gesundheit, Hobbys, Liebesbeziehung und Karriere zu kümmern. Aber das wird nie passieren. Und es ist schlicht unrealistisch, geschweige empfehlenswert.
Wer wartet, stirbt.
Vielmehr braucht es einen Fokus. Anstatt alles zu tun, könnte man vielleicht nur drei Ziele für das kommende Quartal planen.
Wenn man nicht mehr glaubt, dass es irgendwie möglich wäre, schwierige Entscheidungen im Hinblick auf die Zeit zu vermeiden, wird es leichter, bessere Entscheidungen zu treffen. Man beginnt zu begreifen, dass wenn zu viel zu tun ist - und das wird immer der Fall sein -, der einzige Weg zu geistiger Freiheit darin besteht, sich von der alle Grenzen verleugnenden Illusion zu verabschieden, alles erledigen zu können, und sich stattdessen auf einige wenige wirklich wichtige Dinge zu konzentrieren. - S. 57, aus dem Buch 4000 Wochen: Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement
Unklarheit
"Ich bin verloren".
- Gehe spazieren
- Schreibe Tagebuch
- Spreche mit jemandem
Du bist nicht verloren.
Du bist nicht bereit, dir ein paar Minuten zu nehmen, um nachzudenken.
Dir fehlt Klarheit.
Klarheit ist König.
Unsicherheit, Ängste und Frust werden grösser, wenn man inaktiv bleibt.
Es ist möglich, mit wenig Zeit produktiv und ruhig zu sein.
Zeitknappheit ist nicht das Ende der Welt.
Und du musst auch nicht, wie Nietzsche sagt, "gefährlich leben", aber zumindest bewusst leben. Oder möchtest du dahinsiechen?
Moderne Lebenshürden überwinden: Ein Leitfaden
1) Reflexion
In 2-4 Monaten kannst du dein Leben mit 30 Minuten reflektieren am Tag komplett verändern.
Die Frage ist, ob du gewillt bist, 30 Minuten zu investieren?
Am Anfang wird es wehtun, denn du wirst mehr Minuten wollen, diese vielleicht aber nicht bekommen.
Mache trotzdem weiter. Tag für Tag. Und erkenne mit der Zeit, was du langfristig damit erreichst.
Reflektieren wirst du niemals bereuen, wenn du diese Fragen stellst:
- Was möchte ich?
- Was ist zurzeit wichtig?
- Was kann ich loslassen?
- Wo vergeude ich unnötig Zeit?
- Kenne ich meine persönlichen Werte?
Vielleicht wirst du zum Schluss kommen, dass du täglich drei Stunden mit News, Social Media und fremden Verpflichtungen verschwendest. Und dich darüber so sehr erschrecken, dass du sofort damit aufhörst. Oder wenigstens erkennst du an, dass im Grunde mehr Zeit vorhanden ist, als du gedacht hast.
Oder du realisierst, dass deine Gesundheit leidet, und du den Fokus auf eine bessere Ernährung legen möchtest.
Was auch immer es sein wird, ohne Reflektieren wirst du niemals Aha-Momente haben.
Zwischendurch daran denken, zählt nicht! Grabe tiefer. Schreibe, spaziere und spreche mit vertrauten Menschen. Mache das immer wieder. Du musst eine Obsession entwickeln.
Früher oder später wirst du Mauern durchbrechen. Und wenn du so weit bist, bedanke dich nicht bei mir, sondern bei dir, dass du diese harte Arbeit gemacht hast.
2) Planung
Sobald du erkennst, worin du Zeit vergeudest und welche Wünsche du hast, musst du ins Tun kommen. Und dann verändert sich dein Leben.
Und damit du tätig wirst, musst du die Tätigkeit planen. Tätigkeit entsteht nicht automatisch, schon gar nicht fällt sie vom Himmel.
Morgens aufzustehen und nach Lust und Laune den Tag zu gestalten, mag zwar verlockend klingen, ist aber wohl für die wenigsten eine gute Idee.
Für die meisten gilt: Wer Ambitionen hat und diese umsetzen möchte, plant.
Egal, ob Filmschauspieler, Sportler oder Visionäre wie Steve Jobs oder Elon Musk, alle haben sie eines gemeinsam: Sie reflektieren und planen. Sie tun das, um tätig zu werden. Um Fortschritte zu erzielen. Um sich und die Welt zu verändern.
Wenn ich nicht plane, bin ich:
- Verwirrt
- Unruhig
- Mürrisch
- Frustriert
- Abgelenkt
- Egoistisch
Was bedeutet Planen eigentlich? Planen bedeutet konkret werden. Nicht alles bis ins letzte Detail bestimmen, aber eindeutig werden.
Wenn ich meine Prio 1 Liste für die Woche anschaue, weiss ich genau, was zu tun ist. Ich muss nicht überlegen oder abwägen.
Nochmals: Untätigkeit führt zu mehr Unsicherheit, Angst und Frust.
Planung ist also kein Selbstzweck, sondern Zweck des Planens ist es, tätig zu werden, damit wir unsere Ängste, Frustrationen und Unsicherheiten überwinden können.
Ein Schriftsteller hat einmal gesagt, dass Kreativität bei ihm jeden Morgen um 07:00 am Schreibtisch stattfindet. Mit anderen Worten: Warte nicht, bis etwas passiert, sondern starte, damit etwas passiert.
3) Slow Productivity a la Cal Newport
Die zwei Punkte davor sind aufbauend, im Sinne von: Zuerst reflektieren, dann planen. Schritt 3 steht für sich alleine, betrachte es als Bonus.
Der Slow Productivity Ansatz von Cal Newport passt perfekt zum Thema: Selbst mit wenig Zeit nicht nur produktiv zu sein, sondern auch noch ruhig dabei zu bleiben.
Ausserdem lässt sich dieser Ansatz wunderbar für grössere Projekte anwenden. Gerade, wenn die Zeit falsch eingeschätzt wird, was oft der Fall ist und zu Frust führt.
Worum es bei Cal Newport's Slow Productivity im Wesentlichen geht:
- Weniger
- Natürliches Tempo
- Hohe Qualität
Weniger
Nicht zwanzig Projekte in einem Quartal verfolgen, auch nicht zehn, sondern vielleicht nur drei oder vier.
Wer nur drei statt zwanzig Koffer transportieren muss, hat es leichter.
Natürliches Tempo
Nicht in Tagen oder Wochen denken, sondern in Monaten oder Jahren.
Wenn ich Freude an der Sache selbst habe, dann ist es im Grunde egal, ob ich ein Ziel (zB ein Buch schreiben oder ein Kleid nähen) in zwei Monaten oder fünf Jahren erreiche.
Hohe Qualität
Was nützt einem, zehn Kleider in zehn Tagen zu produzieren, wenn die Qualität fehlt?
Stattdessen den Anspruch haben, hochwertige Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln.
Das Leben ist endlich
Wer reflektiert, realisiert, dass das Leben endlich ist. Und wer die Endlichkeit des Lebens realisiert, der macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens, zumindest des eigenen.
Automatisch entstehen Fragen wie diese:
- Welche Ziele verfolge ich?
- Habe ich eine Lebensvision?
- Werde ich es bereuen, wenn ich weiterhin untätig bleibe?
Es ist aber nicht nur wichtig, die eigenen Visionen und Ziele zu kennen, sondern diese auch zu verinnerlichen.
Was ich täglich mache (besonders bei Zeitknappheit):
- Meine Visionen & Ziele anschauen (reflektieren und visualisieren)
- Meine Aufgaben priorisieren (planen)
Nach dem Reflektieren und Planen kommt die Ausführung.
Pläne auszuführen ist der Schlüssel, um Ängste, Unsicherheiten und Frustrationen zu bändigen.
Selbst wenn es nur ganz wenig ist.
Denn Stillstand macht alles nur noch schwerer.
Stell dir diese Frage
Was würdest du morgen machen, wenn du garantiert in 6 Monaten sterben würdest? Würde sich an deinem Verhalten irgendetwas ändern? Würdest du noch immer am Glauben festhalten, dass du zu wenig Zeit hast?
Warum also warten?
Sei produktiv, werde ruhig und zufrieden.