Wenn wir nicht wissen, was wirklich wichtig ist, werden wir unser Leben damit verbringen, genau die Dinge anzuhäufen, die nicht wichtig sind, und die Dinge wegwerfen, die am wichtigsten sind. - Erwin Raphael McManus (Mind Shift)
Dieses Zitat zielt zwar auf Materielles ab, gilt aber auch für das heutige Thema: Du musst wissen, was du willst, ansonsten verschwendest du dein Leben.
Was nützt es, produktiv zu sein, wenn man nicht weiss, was man will? Produktiv wofür? Eine To Do Liste führen, um was zu erreichen? Affirmationen aufsagen, um was zu erreichen?
Ohne Ziel kein Weg: Warum das Ziel der Schlüssel ist
Ja, es stimmt, der Weg ist das Ziel. Aber wenn du das Ziel nicht kennst, woher weisst du, in welche Richtung du gehen sollst?
Erst mal musst du dich fragen, wohin du willst, und dich erst danach mit der Strategie beschäftigen.
WAS ist wichtiger als WIE.
Hier 3 Beispiele:
- Wenn ich nach Südamerika möchte (was), finde ich einen Weg
- Wenn ich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen möchte (was), finde ich einen Weg
- Wenn ich abnehmen möchte (was), finde ich einen Weg
Eine kurze Reise in den Dschungel
Stell dir vor, du lebst in Europa. Du besteigst ein Flugzeug, um nach Südamerika zu reisen, wo du einen Schatz in den Tiefen des Dschungels suchen möchtest, von dem du in der Zeitung gelesen hast.
Du besteigst also das Flugzeug, und der Pilot fragt dich, wohin die Reise geht.
"Dschungel", sagst du.
"In Ordnung", sagt der Pilot.
Nachdem das Flugzeug landet und du den Flughafen verlässt, erkennst du, dass der Pilot dich an den falschen Ort geflogen hat. Offensichtlich befindest du dich in Asien und nicht in Südamerika.
Du bist stinksauer, weil du viele Stunden verschwendet hast. Aber du hast Glück, der Pilot ist noch da.
"Ich möchte nach Südamerika", sagst du dem Piloten.
"Aha", sagt der Pilot erstaunt. "Wir sind ja gerade erst angekommen".
"Ja, ich möchte aber in den Amazonas. Das hier ist der falsche Dschungel".
Du besteigst also erneut das Flugzeug und sagst "Ich möchte in den Dschungel, den in Südamerika".
"Aber wohin soll ich fliegen?", fragt der Pilot. "Südamerika ist gross".
"Brasilien", sagst du.
"Welche Stadt? Brasilien ist gross."
"Manaus".
Und so wie du dort ankommst, suchst du einen Reiseführer.
"Ich möchte in den Dschungel", sagst du.
"Wohin genau?", fragt der Reiseführer. "Der Dschungel ist gross".
"Dort, wo der Schatz ist", antwortest du.
"Und wo ist der Schatz?", fragt der Reiseführer.
"Im Zentrum", sagst du.
Und der Reiseführer verdreht die Augen, weil er keinen blassen Schimmer hat, wovon du redest.
Weil er aber das Geld gut gebrauchen kann, führt er dich ein paar Tage durch den Dschungel. Und jedes Mal, wenn du fragst "sind wir bald da?", antwortet er, "ja, ich denke schon".
Nach ein paar Wochen sind beide am Ende mit den Nerven; du hast dein Ziel noch immer nicht erreicht, und der Reiseführer hält es keine Sekunde mehr an deiner Seite aus.
Vor allem, nachdem er dich fragt, was dieser Schatz denn für dich bedeutet, und du mit den Schultern zuckst.
Wenn dir diese Reise komisch vorkommt, dann liegt das daran, dass das tatsächlich komisch ist.
Die traurige Wahrheit jedoch ist, dass es vielen Menschen so geht. Wir sollten also vorsichtig sein mit dem Augenverdrehen oder der Schadenfreude.
Ohne Ziel kein Weg. Der Schlüssel also ist das Ziel.
Wenn du nicht weisst, wohin du willst, wirst du dich immer im Kreis drehen.
Stell dir vor, der Schatzsucher hätte von Anfang an ein paar kritische Fragen gestellt. Die Reise hätte so viel einfacher sein können. Oder gar nicht erst stattgefunden.
Kutsche vor Pferd
Oft stimmt die Reihenfolge nicht.
Viele machen sich endlose Gedanken über das WIE, wissen aber nicht, WAS sie wollen.
WIE ist wichtig. Strategie, Taktik usw. ist wirklich wichtig. Aber erst, wenn klar ist, WAS man möchte.
Zuerst das Pferd, dann die Kutsche.
Diese oben geschilderte Geschichte ist zwar ein unrealistisches und extremes Beispiel, aber als Metapher perfekt. Nicht nur, dass die Reise beschwerlich ist und das Ziel niemals gefunden werden kann, sondern auch, weil der Reisende keine Ahnung hat, wozu dieser Schatz dienen soll.
Eine absurde Suche nach nichts.
Der Mensch merkt das irgendwann. Das nennt man Intuition.
Und wer nichts dagegen unternimmt, explodiert vielleicht eines Tages.
Es überrascht daher nicht, dass viele Menschen gereizt sind und impulsiv werden.
Die Folge ist eine grosse Verunsicherung.
Es führt zu Energieverschwendung, was die Willensstärke schwächt und schliesslich zu mehr Ablenkung und schlechten Gewohnheiten führt. Ein Teufelskreis.
Kein Wunder, dass wir irgendwann die Schnauze voll haben und nur noch Netflix schauen oder ständig auf Social Media herumhängen.
Wir brauchen alle unseren Dopamin-Kick. Aber wähle dein Dopamin klug.
Finde heraus, was du wirklich willst, und du wirst dafür brennen, es herausfinden zu wollen, wie du dort hinkommst.
Hätte ich nicht mein grosses Ziel seit 3 Jahren täglich auf meinem Radar, ich hätte längst tausend anderer Sachen gemacht und wäre wohl wahnsinnig dabei geworden.
Zufall ist gar kein Zufall
Führt Zufall nicht auch zum Glück? Wir entdecken doch manchmal Dinge, von denen wir nichts gewusst haben. Ausserdem können wir ja nicht alles wissen. Oder nicht?
Bestimmt. Aber es gibt zwei Sachen, die wir beachten sollten:
- Langfristig vs. Kurzfristige Ziele
- Reticular Activating System (RAS)
Also, einerseits gibt es einen Unterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Zielen.
Langfristig ist die Vision, dein Nordstern, die Richtung, in die du dich bewegen möchtest. Die Details fehlen zwar, aber das ist erst mal unwichtig.
Kurzfristig sind zB Quartals- oder Wochenziele. Hier sind die Details nicht perfekt, aber schon viel klarer.
Je näher etwas in der Zeit ist, desto klarer und absichtsvoller muss das WAS sein
Andererseits gibt es das RAS.
Personen, die Wissen, was sie wollen, sind hier im Vorteil, weil sie vom Reticular Activating System (RAS) profitieren.
Auf Deutsch kennt man es auch als "Reticular Formation". Jedenfalls beschreibt das RAS ein Netzwerk von Nervenzellen im Hirnstamm, das eine wichtige Rolle bei der Regulation des Bewusstseinszustands spielt. Es ist dafür verantwortlich, sensorische Signale zu filtern und relevante Informationen hervorzuheben, sowie bei der Regulation von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit zu helfen.
Ausserdem, und das ist der hier entscheidende Punkt, ist das RAS bekannt dafür, auf bereits vorhandene Gedanken, Absichten oder Informationen reaktiv zu reagieren.
In einfachen Worten: Wenn du etwas im Kopf hast (etwa eine Lebensvision), dann wirst du vom RAS geleitet.
Um auf das Dschungel-Beispiel zurückzukommen. Wenn du keine Ahnung hast, was für einen Schatz du suchst und schlimmer noch, nicht mal weisst, warum du diesen haben möchtest, dann wirst du auch keine unbewusste Leitung bekommen.
Kennst du den Grund für den Schatz jedoch, wirst du Wege durch den Dschungel finden. Du hast zwar keine Ahnung, wo genau du durchgehen musst, kannst aber dafür auf das RAS zählen, das dich leitet.
Was unklar = keine Hilfe vom RAS
Was klar = Hilfe vom RAS
Wir halten fest:
- Je klarer das WAS ist, desto empfangsbereiter sind wir für Zufälle
- Das RAS sorgt dafür, dass Zufall gar kein Zufall ist
Klarheit führt zu Effizienz, zB beim Recherchieren oder Entwickeln einer Fähigkeit.
Hier zwei persönliche Beispiele.
Wenn ich meine fotografischen Fähigkeiten weiterentwickeln möchte, dann bin ich im Alltag aufmerksamer, wenn ich zB schönes Licht oder eine interessante Komposition sehe.
Oder Rhetorik & Kommunikationsfähigkeiten. Wenn jemand spricht, achte ich mich darauf, wie die Person sich ausdrückt; welche Wörter und Redewendungen benutzt sie, wie oft macht sie eine Pause zwischen den Sätzen usw.
Ich achte mich, weil mein WAS klar ist.
Soweit so gut.
Wie aber, fragst du dich jetzt vielleicht, finde ich heraus, WAS ich möchte.
Hier die 4 Schritte.
Erst das Pferd, dann die Kutsche
Erst das Pferd, dann die Kutsche.
1) Ideen sammeln
Schritt 1 beinhaltet Fragen wie diese:
- Was erfüllt mich (zB Freizeit)?
- Was mache ich gerne (zB Arbeit/Karriere)?
- Welche neuen Fähigkeiten möchte ich erlernen (zB Finanzen)?
- Was muss ich verbessern, damit es ruhiger in meiner Familie wird (Emotionen)?
- Was möchte ich in meiner Partnerschaft (Liebesbeziehung)?
Für jeden Lebensbereich Timer auf 8–10 Minuten stellen und mit Post-its sämtliche Punkte an eine Wand hängen.
Diese nicht bewerten. Also ein klassisches Mindmapping.
Jedes einzelne Post-it durchgehen und entweder (wenn zu zweit oder in einer Gruppe) mündlich besprechen oder (wenn allein) darüber nachdenken, indem man auf einem Blatt Papier oder in Word oder wo auch immer aufschreibt, was einem dazu in den Sinn kommt.
Ziel von Schritt 1 ist es, sämtliche Ideen an einem Ort zu sammeln, und dann, während man darüber spricht oder nachdenkt, ein erstes Gefühl zu entwickeln (bevor diese mit weiteren, spezifischen Fragen - siehe Schritte 2–4 - ausgewertet werden).
2) Emotionale Bewertung
Gehe jedes Post-it einzeln durch und reflektiere:
- Welche Gefühle löst diese Idee in dir aus?
- Stimmt die Idee dich positiv oder bist du eher gleichgültig?
- Markiere die Ideen, die dich besonders ansprechen, rot
Wenn du über Idee XY nachdenkst und bereits in den ersten Sekunden spürst, dass die Idee dich nicht begeistert, dann weg damit.
Wenn dich die Idee hingegen packt, während du darüber nachdenkst, dann markiere sie rot.
Am Ende von Schritt 2 hast du vielleicht je 3–5 Ideen rot markiert (je Lebensbereich).
Das ist keine Wissenschaft, sondern eine erste Einschätzung.
3) Tiefergehende Analyse
Schritt 2 bringt mehr Klarheit.
Aber es reicht nicht.
Schritt 3 ist spezifischer und geht tiefer.
Nimm die rot markierten Ideen und bewerte sie nach den folgenden Kriterien:
- Möchte ich Geld damit machen (zB Arbeit/Karriere)?
- Wie profitieren andere davon, welche Probleme löst es (zB Familie)?
- Gibt es Beweise, dass es andere geschafft haben (zB Emotionen)?
Womöglich hast du bereits in Schritt 2 über diese Fragen nachgedacht. Wenn nicht, dann helfen diese Fragen, die Ideen in einem neuen Lichte zu betrachten.
ZITAT
"Ein verlebter Tag, an dem man nichts Gutes für einen anderen getan hat, war es nicht wert, gelebt zu werden." - Mutter Teresa
4) Konkrete Massnahmen planen
In Schritt 4 schliesslich geht es darum, sich zu fragen, was konkret als Nächstes gemacht werden sollte.
Der nächste, kleinste Schritt bestimmen.
Solche Fragen helfen:
- Welche Art von Sport möchte ich ausprobieren, um herauszufinden, ob es mir Spaß macht (Gesundheit & Fitness)?
- Wann frage ich meine Frau, ob und wann sie ein Date Night möchte (Liebesbeziehung)?
- Welche neuen Hobbys möchte ich ausprobieren, um herauszufinden, ob sie mir Spaß machen (Freizeit & Quality of Life)?
- Welche Bücher möchte ich in den nächsten Wochen lesen, um mich weiterzuentwickeln (Bildung)?
So, das ist alles. Wie du siehst, ist das alles gar nicht so kompliziert.
Aber es muss getan werden.
Sobald du Klarheit darüber hast, WAS du machen möchtest, kannst du dich fragen, WIE du es machen, bekommen oder erreichen kannst.
Zuerst das Pferd, dann die Kutsche.
Konzentriert und fokussiert nachdenken
Würde ich das Brainstorming allein machen, würde ich so vorgehen:
Total 4 x 90 Minuten reservieren.
Je Schritt ca. 90 Minuten. Diese wiederum auf 4 x 20 bis 25 Minuten aufteilen, um konzentriert und fokussiert nachzudenken.
Zwischendurch aufstehen, jonglieren, Atemübungen oder sonst etwas machen, um eine kurze Verschnaufpause einzulegen.
Währenddessen von nichts ablenken lassen; keine E-Mail, kein Social Media und auch keine News.
Vielleicht hat man für Schritt 1 länger, vielleicht nur 30 Minuten.
Wie auch immer, das spielt keine Rolle.
Wichtig ist, hoch konzentriert nachdenken, verschnaufen, dann entscheiden.
Schritt 1: Nachdenken, verschnaufen, dann entscheiden.
Schritt 2: Nachdenken, verschnaufen, dann entscheiden.
Schritt 3: Nachdenken, verschnaufen, dann entscheiden.
Schritt 4: Nachdenken, verschnaufen, dann entscheiden.
Schritt 1 bis 4 zusammengefasst
- Schritt 1: Ideen sammeln
- Brainstorming ohne Bewertung (Post-its verwenden)
- Ideen reflektieren und ein erstes Gefühl entwickeln
- Schritt 2: Emotionale Bewertung
- Jede Idee emotional bewerten
- Positiv aufregende Ideen rot markieren
- Schritt 3: Tiefergehende Analyse
- Rot markierte Ideen detailliert bewerten
- Schritt 4: Konkrete Maßnahmen planen
- Nächste Schritte definieren
- Maßnahmen festlegen, um Ideen zu testen und umzusetzen
Ich bin nicht Arnold Schwarzenegger
Ein kurzes, persönliches Beispiel.
Ich habe als Ziel festgelegt, dass ich einen schönen und sportlichen Körper haben möchte. Nun, das kann vieles bedeuten.
Jedenfalls habe ich kein klares Bild im Kopf, wenn ich an einen schönen und sportlichen Körper denke.
Wenn ich jedoch an einen Schwimmer, einen Kampfsportler oder Bodybuilder denke, dann ist mein Bild schon klarer.
Am Ende meines Prozesses (Schritt 1 bis 4) wurde mir klar, was ich konkret möchte. Nämlich Gewicht zulegen (ich bin eher der dünne Typ).
Entsprechend leichter gestaltet sich die Wahl für mein Fitness-Training sowie meine Ernährung.
Die Ernährung variiert beispielsweise von Person zu Person. Als dünner Typ muss ich während meines Fitness-Trainings mehr Kalorien zu mir nehmen.
Und da ich weiss, dass ich nicht der nächste Arnold Schwarzenegger werden möchte (WAS), weiss ich bereits, was ich bei der Recherche vernachlässigen kann (WIE).
Stattdessen konzentriere ich mich auf Videos und Artikel, die speziell die Gewichtszunahme für dünne Typen thematisieren.
Abgrenzung
Wenn man weiss, was man möchte, weiss man auch, was man nicht möchte. Dies führt automatisch zu mehr Abgrenzung. Und es gelingt einem leichter, Nein zu sagen (zB zu neuen Ideen).
DIP
So, wenn du dich überwältigt fühlst, macht nichts. Nur nicht aufgeben. Versuche Folgendes:
DIP
- D = denke nach
- I = Identifiziere
- P = Priorisiere
Denke nach.
Schreibe zB Tagebuch, gehe spazieren oder spreche mit einer vertrauten Person.
Identifiziere.
Finde heraus, in welchen Bereichen du dich mehr um das WIE kümmerst, obwohl du nicht genau weisst, WAS du willst. Sei genau. "Besser mit meinem Mann zu kommunizieren" ist zB ungenau.
Priorisiere.
Wähle eine Sache aus, nicht 2 oder 3. Und versuche dann das WAS dazu zu lösen. Stelle Fragen, wie oben in den Schritten 1 bis 4 genannt. Das heisst, werde klarer in dieser einen Sache, die du in "I = Identifiziere" ausgemacht hast, bevor du dich um das WIE kümmerst.
Und wie immer, konsumiere nicht nur Theorie, mache etwas, egal was.